Verstehen und Überwinden des Freeze-Zustands
Weiter geht es mit dem 3. Teil der Serie über die verschiedenen Zustände des autonomen Nervensystems. Der Freeze-Zustand. Für viele Frauen ist er die tägliche Realität. Denn im Alltag von berufstätigen Frauen und Müttern ist es nicht ungewöhnlich, sich gelegentlich überfordert und gestresst zu fühlen. Es ist ein besonders herausfordernder Zustand des autonomen Nervensystems.
In diesem Blogbeitrag werden wir in das Verständnis dieses Zustands eintauchen, seine Ursachen und Symptome beleuchten und praktische Tipps zur Überwindung geben. Ziel ist es, Dir Werkzeuge an die Hand zu geben, um den Freeze-Zustand zu erkennen und effektiv zu bewältigen.
Was ist der Freeze-Zustand?
Der Freeze-Zustand ist eine physiologische Reaktion des Körpers auf anhaltenden Stress und Überforderung. Er ist ein Mischzustand, der entsteht, wenn sowohl das sympathische Nervensystem (Fight/Flight) als auch der dorsale Vagusnerv aktiviert sind.
Im Gegensatz zu den primären Stressreaktionen "Fight" (Kampf) und "Flight" (Flucht), bei denen der Körper entweder zur Aktion oder zur Flucht bereit ist, ist der Freeze-Zustand durch eine gleichzeitige Aktivierung beider Systeme gekennzeichnet. Dies führt zu einer Art „innerer Starre“, in der der Körper zwar funktioniert, aber in einem Zustand der Erschöpfung verharrt.
Ursachen und Auslöser
Der Freeze-Zustand kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, darunter:
- Dauerhafter Stress: Anhaltender Druck und Überforderung im Alltag, ohne ausreichende Erholungsphasen.
- Psychische Belastungen: Chronische Angst, depressive Zustände und Traumata.
- Überforderung im Beruf und Privatleben: Multitasking und permanente Erreichbarkeit, zu viele Verpflichtungen, keine Zeit für sich selbst.
Symptome und Anzeichen
Anzeichen eines Freeze-Zustands können sowohl physischer als auch psychischer Natur sein:
- Physische Symptome: Muskelverspannungen, Bewegungsunfähigkeit, innere Unruhe.
- Psychische Symptome: Gefühl der Hilflosigkeit, Angst, Gedankenkreisen, Dissoziation, ständig im "Tun" sein, ohne vom Fleck zu kommen.
Der Teufelskreis des Freeze-Zustands
Einmal im Freeze-Zustand kann es schwierig sein, diesen zu durchbrechen. Die ständige Rückkopplung zwischen Gehirn und Körper verstärkt die Reaktion und führt zu einer Art Teufelskreis. Bleibt dieser Zustand, kann er chronisch werden und das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen, bis hin zum Burn-out.
Die Realität vieler Frauen: Ein Leben im Freeze-Zustand
Viele berufstätige Frauen und Mütter befinden sich über Jahre hinweg im Freeze-Zustand. Die Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2021 zeigt, dass ein Großteil der Frauen im sogenannten Durchhalte-Modus lebt. Dieser Zustand ist geprägt von tiefer Erschöpfung und gleichzeitiger innerer Unruhe und dem Gefühl, ständig funktionieren zu müssen.
Selbstfürsorge wird vernachlässigt, obwohl sie essentiell wäre. Der Zustand entsteht, wenn die Person über längere Zeit im Kampf- und Fluchtmodus unterwegs war. Irgendwann schaltet der Körper dann den dorsalen Vagus hinzu, um etwas Ruhe ins System zu bringen. Wenn man aber über längere Zeit immer mit dem einen Fuß auf dem Gaspedal steht und mit dem anderen auf der Bremse, der Motor sich mit Vollgas dreht, aber es bewegt sich nichts, überhitzt der Motor und geht kaputt. Dies lässt sich metaphorisch 1:1 auf den Menschen übertragen.
Sanfte Methoden zur Selbstregulation
Um aus dem Freeze-Zustand herauszukommen, braucht es ganz sanfte Methoden. Die Übungen zur Überwindung des Freeze-Zustands konzentrieren sich auf die Selbstregulation und das Lenken der Aufmerksamkeit. Die Übungen hören sie im ersten Moment vielleicht zu banal an, bzw. man denkt: Was soll das denn bringen? Aber es sind genau diese kleinen, sanften Bewegungen, die Deinem Nervensystem signalisieren, dass es sicher ist. Im Verlauf können die Bewegungen dann gerne auch größer werden. Du wirst merken, was sich für Dich gut und richtig anfühlt. Überfordere Deinen Körper nicht. Fang klein an. Sei geduldig und freundlich zu Dir und Deinem Körper. Was sich über Jahre angestaut hat, kann sich nicht innerhalb von 2 Tagen lösen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Überwindung des Freeze-Zustands
- Bewegungsübungen: Beginne mit kleinen, sanften Bewegungen wie dem Wackeln mit den Zehen oder dem Strecken der Arme, oder das langsame Bewege der Augen von einer Seite zur anderen.
- Sinnesübungen: Richte Deine Aufmerksamkeit auf das, was Du in Deiner Umgebung siehst, hörst, fühlst oder riechst.
- Mentale Übungen: Visualisiere einen Ort, an dem Du Dich sicher und geborgen fühlst. Erinnere Dich an positive Erlebnisse und Gefühle. Positive Erinnerungen oder das Visualisieren eines sicheren Ortes kann helfen, den Geist zu beruhigen und ein Stückchen aus dem Freeze-Zustand herauszukommen.
Prävention und langfristige Strategien
Um den Freeze-Zustand langfristig zu verhindern, ist es wichtig, ein resilienteres Nervensystem aufzubauen. Dies kann durch regelmäßige Praxis von Selbstregulationsübungen und das Entwickeln einer achtsamen Lebensweise erreicht werden. Ein erster Schritt sind die oben genannten Übungen. So legst Du einen guten Grundstein für Deine gesunde Zukunft.
Der Freeze-Zustand des Nervensystems ist eine natürliche, aber herausfordernde Reaktion auf anhaltenden Stress und Überforderung. Durch ein besseres Verständnis dieser Reaktion und die Anwendung sanfter Selbstregulationstechniken kannst Du lernen, diesen Zustand zu bewältigen und Dein Wohlbefinden zu verbessern. Nutze die hier vorgestellten Techniken und Ressourcen, um Deinen Alltag entspannter und gelassener zu gestalten.
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Ich freue mich darauf, von Dir zu hören und wünsche Dir schon mal viel Freude und erste Ergebnisse mit den sanften Übungen, die ich Dir oben vorgestellt habe.
Alles Liebe
Deine Claudia
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